Frage: Die Krise hat die Immobilienbranche in Deutschland fast zum Stillstand gebracht. Kann man in Uruguay z. Z. noch von einem normalen Immobilienmarkt sprechen, oder sind auch dort die Schnäppchenjäger angekommen? Kann man z. Z. selbst ein Schnäppchen machen?
Am vergangenen Freitag fand im Luxushotel Conrad in Punta del Este ein sehr interessanter Kongress zur Situation des Immobilienmarktes in Uruguay statt. Es würde den Rahmen sprengen, auf die dort erörterten Einzelheiten einzugehen, aber die vorsichtig euphorische Atmosphäre an diesem Abend wäre sicher dazu angetan gewesen, Ihre Frage hinreichend zu beantworten und sie hat unsere Prognosen wieder einmal bestätigt: In Uruguay werden in absehbarer Zeit die Preise zumindest im Sektor der Wohn- und Ferienimmobilien stabil bleiben bzw. weiter steigen.
Wann ist ein Immobilienmarkt normal? Wer die Entwicklung der letzten Jahre in Uruguay verfolgt hat, wird womöglich eher dazu neigen, den hiesigen Immobilienmarkt als geradezu verrückt einzustufen. Die Preise sind in einigen Bereichen regelrecht explodiert, einfach aufgrund der vor allem international enorm gestiegenen Nachfrage, speziell natürlich in Punta del Este, dem, wenn man so will, Epizentrum dieser Entwicklung.
Zu Beginn der Krise waren viele unserer Kollegen sehr besorgt, weil sie in der Folge einen Einbruch des Immobilienmarktes auch in Uruguay erwarteten. Sie übersahen dabei vielleicht, dass eine Immobilienblase nur platzen kann, wenn es eine gibt. Zu der Immobilienkrise in den USA und den daraus resultierenden Problemen, auch auf den europäischen Immobilienmärkten, kam es bekanntlich wegen der in den Markt gepumpten Hypotheken-Milliarden. In Uruguay aber werden Immobilien nur in Ausnahmefällen finanziert, eine vergleichbare Blase kann also erst gar nicht entstehen.
Am Samstagabend haben wir in Punta del Este mit anderen Immobilienmaklern zusammen gesessen. Natürlich kamen auch die Marktsituation und die auf dem Kongress behandelten Themen zur Sprache. „Was hier zur Zeit geschieht, wird man vielleicht erst in vielen Jahrzehnten voll überschauen können – wir leisten hier gerade Pionierarbeit.“, sagte unser Kollege, Inhaber eines alteingesessenen Immobilienbüros in Punta del Este.
Dass sich in Punta del Este etwas tut, das spürt man vor allem in den Wintermonaten. Auf einen Europäer wirkt das Treiben auf den Straßen Punta del Estes während dieser Zeit sicher auch weiterhin ausgesprochen beschaulich, und im Verhältnis zur Hauptsaison ist es das logischerweise auch, aber inzwischen sind selbst an normalen Wochentagen im Winter die Geschäfte geöffnet und die Restaurants oft gut gefüllt. Das hat noch vor wenigen Jahren ganz anders ausgesehen. Punta und ganz Uruguay erleben zur Zeit wirklich einen neuen Boom.
Aber trotz dieses Booms gibt es sicherlich immer mal wieder ein Schnäppchen, wobei sich natürlich auch diese an der gesamten Marktsituation orientieren, alles ist relativ. Es ist immer die Frage, was man unter einem „Schnäppchen“ versteht. Ich könnte hier auf Anhieb einige „Schnäppchen“ in Punta del Este nennen, die für eine Millionen Dollar und mehr zu haben sind und ich möchte hier nicht polemisieren – es ist einfach so.
Nein, Uruguay ist nicht mehr unbedingt das Land für Schnäppchenjäger, denn nach Uruguay kommt man, weil man hier leben möchte, weil man die Ruhe des Landes sucht, weil man die positiven Entwicklungen und die guten Perspektiven sieht und, wenn es um Orte wie Punta und José Ignacio geht, mehr und mehr einfach weil es schick ist.
Auch so was muss kein Schnäppchen sein (-;
am 20.08.2012 um 18:55
mich würde interesieren ob man die an anderer stelle erwähnten normalen 5 ha auch aufteilen kann in mehrere grundstücke? die meisten europäer können mit so viel fläche ja eigentlich nur bedingt etwas anfangen
am 22.08.2012 um 18:20
Liebe Andrea,
Landflächen lassen sich in Uruguay nur unter sehr besonderen Vorraussetzungen in kleinere Flächen als 5 ha parzellieren. Zwar gibt es durchaus auch kleinere Chacras, so heißen die hiesigen kleinen ländlichen Anwesen, in diesen Fällen handelt es sich jedoch um Grundstücke, die noch nach früheren katasteramtlichen Bestimmungen parzelliert wurden. Gerade auch von Europäern werden allerdings nicht selten Parzellen in der Größe zwischen 5 und 10 ha gesucht. Die individuellen Pläne und Vorstellungen aufgrund derer solche Grundstücke gekauft werden, sind naturbedingt sehr vielfältig. Manchmal möchte jemand einfach nur investieren, mancher sucht vielleicht Ruhe und Abgeschiedenheit und der nächste möchte das Land für eine kleine Viehhaltung oder zur Selbstversorgung nutzen. Darüber hinaus gibt es aber selbstverständlich stets ein großes Angebot an kleineren Flächen. Die meisten Grundstücke in strandnahen Ortslagen haben z. B. eine Größe zwischen 500 qm und 2.000 qm. Es kommt halt immer auf die persönlichen Wünsche und, nicht zuletzt, auf die finanziellen Vorstellungen der Interessenten an.
Mit herzlichen Grüßen aus Uruguay
Michael van Bevern